Als im 5. Jahrhundert an der Südküste Irlands dieses Schiff ankam, wußte man noch nicht, dass ein Passagier an Bord war, der das Leben in Irland nachhaltig verändern würde. Mit an Bord war der Missionar Patrick. Vom Süden aus begann durch ihn die Christianisierung der ganzen irischen Insel. Viele Jahre hat das Verkünden der "Frohen Botschaft" gedauert; sie fiel in Irland auf fruchtbaren Boden.
Die in Irland heimischen Kelten verbanden die christliche Lehre mit ihrem bisherigen Glauben. Erst dadurch war es möglich, das Volk vom Herzen aus vom Christentum zu überzeugen. So stellte Jesus Christus für die Iren den keltischen Held Cuchullainn dar. Diese Symbiose verursachte bei den Iren keinen großen Bruch mit den alten Traditionen; dadurch ist der katholisch-christliche Glauben noch heute sehr tief in der irischen Volksseele verwurzelt.
Der katholische Glaube wurde in der Zeit der Unterdrückung durch die Engländer auf eine harte Probe gestellt; andererseits dadurch noch mehr verfestigt. Während der Reformationszeit wurden in Irland Kirchen zerstört. jedoch richtig gefährdet war der Fortbestand der katholischen Kirche auf der irischen Insel nie.
Bis in die Neuzeit besaß die Kirche in Irland den moralisch-sittlichen Herrschaftsanspruch über das gemeine Volk. Die Kirche gab ihre strengen sittlichen und moralischen Vorgaben und Vorstellungen an das Volk weiter. Besonders die Sexualmoral war stark ausgeprägt. So entstand der irische Tanzstil, bei dem die Geschlechter getrennt voneinander tanzen, weil die Kirche die Annäherung der beiden Geschlechter beim Paartanz als sittenwidrig erachteten.
Schlimm ist es, das einige Priester und Bischöfe der katholischen Kirche die eigene Sittenmoral nicht beachteten; noch schlimmer ist es, dass dieses Verhalten kirchenintern vertuscht und verschleiert wurde.
Der heutige katholische Glauben in seiner Ausprägung hat Irland durch den erzkonservativen Gegenreformator Cullen erhalten, der in den Jahren 1849 bis 1887 Erzbischof auf der irischen Insel war. Kirchen und Klöster wurden während seiner "Regentschaft" gebaut oder vergrößert. Durch die Loslösung von Großbritannien im Jahre 1921 stieg der Machteinfluss der katholischen Bischöfe, der katholischen Kirche, auf das irische Leben nochmals an. Der Anteil der protestantisch gläubigen Iren der irischen Republik sank ab auf nur 3%.
Heute bekennen sich in Irland etwa 86,8% der Bevölkerung zur katholischen Kirche, etwa 3% bekennen sich zur anglikanischen "Church of Ireland". Anderen christlichen Vereinigungen stehen 1,3% nahe. Dem Islam gehören 0,8% an. Die römisch-katholische Kirche in Irland ist gegliedert in vier Erzbistümer. Dies sind die Erzbistümer von Dublin, Tuam, Armagh und Cashel. Der katholische Primas von ganz Irland ist der Erzbischof von Armagh in Nordirland.
Der 17. März jeden Jahres ist in Irland und in Nordirland ein gesetzlicher, nationaler Feiertag. An diesem Tag soll der Heilige St. Patrick im 5. Jahrhundert gestorben sein. Der katholische Feiertag wird auch von der anglikanische "Church of Ireland" begangen. Da viele Menschen aus Irland emigrierten, wird heute dort, wo mehr als zwei Iren in einem Pub zusammenkommen, der St.-Patricks-Day gefeiert. Solch eine "grüne" Parade findet reglmäßig auch in Chicago und New York City statt, natürlich auch überall in Irland.
Die katholische Kirche war auch maßgebend dafür verantwortlich, dass sich die allgemeine Entwicklung zu einem modernen Staat mit aufgeklärten Menschen verzögerte. Die Dominanz und Einflussnahme, gerade im Bildungswesen, war und ist in Irland beträchtlich. Durch die Liberalisierung in den irischen Städten und Gemeinden nimmt die Einflußnahme der katholischen Kirche zusehends ab.
Der Einfluss der katholischen Kirche auf die Bevölkerung auf dem Lande ist wesentlich stärker als in den Städten. Die Volksfrömmigkeit zeigt sich auch darin, dass man sehr viele Kreuze oder Marienstatuen an Straßen und Kreuzungen stehen sieht.
Der presbyterianische Glauben wurden von der Königin Elizabeth I. von England in die britische Provinz Nordirland exportiert. Zur Verdrängung der katholischen Urbevölkerung wurden 100.000 Siedler, überwiegend presbyterianische Schotten, Engländer und Waliser, im heutigen Nordirland angesiedelt. Das war am Anfang des 17. Jahrhunderts. Heute gibt es neben den Presbyterianern noch kleinere evangelisch-lutherische und methodistische Kirchengemeinden in Nordirland.
Wie fast überall in Europa hat die katholische Kirche in Irland mit dem Mangel an Priesternachwuchs zu kämpfen. Immer weniger Menschen wollen sich dem Leben im Glauben hingeben. Auch die Klöster haben zu kämpfen. Einige Klöster mussten bereits geschlossen werden. Der Nachwuchs fehlt oder die wenigen Mönche im Kloster sind stark überaltert sind und können dadurch das Kloster nicht mehr erhalten. Aus Osteuropa, Lateinamerika oder den Philippinen stammt heute ein beträchtlicher Teil der irischen Priester.
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